Auf in die Fastenzeit!

Fasten als bewusster Verzicht und Anregung zum Innehalten

Ein Blick ins Lexikon verrät:

  • Unter Fasten versteht man den freiwilligen Verzicht auf Nahrung (im Unterschied zum Hungern, das unfreiwillig ist). Das Fasten ist als Urgebärde des Lebens der Gegenpol zu Fest und Feier.
  • Essen und Nichtessen sind wie Wachen und Schlafen, wie Spannung und Entspannung; Essen und Nichtessen sind wie Pole, zwischen denen sich menschliches Leben ereignet.
  • Essen am Tage und Fasten in der Nacht gehören so selbstverständlich zum menschlichen Lebensrhythmus, daß sich niemand darüber Gedanken macht.

Freilich können wir den Begriff “Fasten” auch in einem weiteren Sinn verstehen: gemeint ist, von Fasten nicht nur im Hinblick auf das Essen zu sprechen, sondern jeden freiwilligen Konsumverzicht oder jegliche bewußte Einschränkung als Fasten zu bezeichnen: z.B.: Menschen merken, daß sie zu viel fernsehen und schränken sich dann für eine bestimmte Zeit ein; andere verzichten aus Umweltgründen auf die ständige Benutzung ihres Autos, usw. Man kann das und vieles andere ebenfalls unter den Begriff „Fasten“ einordnen.

Fastenzeit bewusst erleben

Oft höre ich von Leuten, die in der Fastenzeit keine Süßigkeiten essen, wie schwierig sie das finden und wie sehr sie sich darauf freuen, bald wieder ganz normal ordentlich viel Schokolade essen zu können. Gerade das geht aber für mein Gefühl am sinn von Fasten vorbei: Fasten soll uns gut tun, ein Gegengewicht zum „über die Stränge schlagen“ bilden, und uns körperlich und seelisch entlasten.
Die Fastenzeiten, die das Kirchenjahr uns vorschlägt, können hier eine Möglichkeit bieten, bewusst auf unser Leben zu schauen. Wir können die Fastenzeit als Anregung nehmen, zu überlegen, wo wir Zeit für uns persönlich zum Durchatmen brauchen. Gerade nach dem oft recht krapfen- und feierintensiven Fasching kann es auch gut tun, zu schauen ob unser Körper vielleicht anderes Essen oder aktivere Betätigung braucht.

Kindern den Weg zum Fasten bereiten

Gerade in der Kindergruppe kann uns die Fastenzeit einen Anlass bieten, das Gleichgewicht von Ruhe und Aktivität zu thematisieren. Für Kinder ist „fasten“ oft sehr eng verknüpft mit erzwungenem Verzicht, was den Begriff sehr abschreckend werden lässt. In der Gruppenstunde können wir mit ihnen gemeinsam überlegen, wo es in unserem Leben überall Gleichgewichte und Gegenpole gibt – und sei es mit so simplen Beispielen wie Essen und Aktivität tagsüber und Fasten und Schlafen nachts. Auch die Kinder kennen ja das Gefühl, erschöpft zu sein und eine Pause von bestimmten Dingen zu brauchen – sei das eine Auszeit vom Lernen, die Müdigkeit nach dem Herumtoben, oder das Bedürfnis allein zu sein nach einer großen Familienfeier. Ich glaube es ist sehr wichtig, die Kinder dazu zu ermutigen, in sich hineinzufühlen und herauszufinden, was ihnen gut tut und was nicht. So können sie nicht nur einen persönlichen, altersgerechten Zugang zum Fasten finden, sondern lernen auch sich selbst und ihre Bedürfnisse besser kennen.

Übertreibungen und Mißverständnisse schleichen sich bei jeder Bewegung ein, so eben auch bei der Fastenbewegung. Doch das soll uns nicht davon abhalten, vernünftig und sinnvoll zu fasten – und das kann für jeden anders ausschauen.

Nani Gottschamel mit Ideen von Georg Fröschl

Verwendete Literatur: Praktisches Lexikon der Spiritualität (Herder)

kumquat Sch(l)äfchen zählen 1/2015