Dem „virtuellem Wasser“ auf der Spur
Der Begriff „virtuelles Wasser“ geht auf den britischen Wissenschaftler John Anthony Allan zurück. Er verstand darunter jene Wassermenge, die während der gesamten Herstellungskette eines bestimmten Produkts verbraucht, verdunstet oder verschmutzt wird. Mit virtuellem Wasser wird also jene Wassermenge bezeichnet, die tatsächlich für die Herstellung pro Produkt verbraucht wird – so werden zum Beispiel für die Herstellung einer einzigen Tomate 13 Liter Wasser benötigt! In diese Rechnung geht nämlich auch jener Wasserverbrauch ein, der auf den ersten Blick versteckt ist, zum Beispiel fürs Gießen der Pflanze. So fällt bei der Erzeugung von Rindfleisch nicht nur das Trinkwasser für die Tiere an, sondern auch der natürliche Niederschlag und die Bewässerung von den Feldern und Wiesen, welche das Futter liefern.
Es ist nämlich nunmal so, dass das „sichtbar“ verbrauchte Wasser für Trinken, Waschen und Kochen gerade mal ein Dreißigstel – also nur ein kleiner Bruchteil!- unseres gesamten Wasserverbauchs ausmacht. Der Großteil des Wassers, das wir benötigen, fällt als virtuelles Wasser im Produktionsprozess unserer Konsumgüter an. Und wenn wir diesen virtuellen Wasserverbrauch berücksichtigen, dann benötiget jede/r Einzelne von uns ganze 4 400 Liter Wasser- pro Tag! Das entspricht etwa 20 Badewannenfüllungen!
Wir leben ja im wasserreichen Österreich, in dem die Gebirgsflüsse der Alpen und häufige Niederschläge uns ausreichend mit Trinkwasser versorgen. Deshalb war ich etwas erstaunt, als ich erfuhr, dass das Land Österreich eigentlich ein Wasserimporteur ist. Denn 63 Prozent des virtuellen Wassers der österreichischen Produkte kommt aus dem Ausland: dort fließt das Wasser in die Herstellung unserer Rohstoffe und Konsumgüter, die dann per LKW oder Flugzeug zu uns kommen. Unpraktischerweise stammen unsere Produkte meist aus wasserärmeren Ländern: unser Gemüse wird in Spanien gegossen, die Baumwolle unseres Gewandes in Indien angebaut, das Futter unserer österreichischen Rinder wird aus Brasilien eingeflogen und der Reis zum Wiener Schnitzel auf Pakistan’s Feldern angepflanzt.
Schauen wir uns das doch einmal konkret an! Hättest du gedacht, dass…
Mich haben diese Zahlen doch etwas überrascht – und ich habe mir die Frage gestellt: Wie soll ich nun mit dieser Info umgehen? Was kann ich denn dagegen tun, dass wasserarme Länder ihr weniges Wasser auch noch in die Herstellung von Produkten fließen lassen, die sie dann in andere Länder verkaufen? Wie kann ich darauf schauen, dass mein Wasserverbrauch aus den wasserreichen Ländern und bestenfalls aus Österreich kommt? Und die Antwort heißt: Wasserbewusst einkaufen! Nur… wie soll das gehen?
Mein Einkaufskorb wird wasserfreundlich, wenn ich ihn bio & fair bestücke. Denn Produkte aus dem ökologischen Anbau und/oder dem Fairen Handel werden ressourcenschonend erzeugt – das bedeutet, auch wassersparend. Das gilt nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für Baumwolltextilien aus kontrolliert biologischem Anbau! Die folgenden Tipps sind auch gut, wenn wir wasserbewusst shoppen wollen:
Conni Barger
[aus dem kumquat "platsch!"4/2011]