“Missão aprender” – “The Mission to learn”

Das LernEinsatz-Pilot-Projekt in Brasilien

“Wir Cajueiros, das IPJ (Instituto Paulista da Juventude) und DKA träumen schon lange von einem internationalen kontinenteübergreifenden Austausch. Ihr, die ihr alle hier sitzt, verwirklicht nun unseren Traum.“ (Padre Giraldo Nascimento)

Mit diesen Worten empfingen die brasilianischen DKA-ProjektpartnerInnen die 31 internationalen TeilnehmerInnen, die aus insgesamt neun Ländern zu diesem Austausch angereist waren. Neben österreichischen und brasilianischen MultiplikatorInnen, trafen sich VertreterInnen sieben weiterer DKA-Projektländer – Südafrika, Ghana, Kamerun, Indien, Kolumbien, El Salvador und Guatemala – zu einer „Missão Aprender“ der Extra­klasse. Was uns 31 Teilnehmende verbindet, ist unser breitgefächertes Engagement in der Jugendarbeit in unseren Heimatländern und die Beziehung zur Dreikönigsaktion. Die Fragen, die uns im LernEinsatz begleiteten, waren: Wie passiert (kirchliche) Jugendarbeit und  vor welchen Herausforderungen stehen Jugendliche in unseren Herkunftsländern?

Die Reise kann beginnen

Então vamos viajar: Die Reise kann beginnen. Die ersten zehn Tage verbrachten wir in einem Kloster in Goiás Velho, wo es viel Zeit gab, uns kennenzulernen und als Gruppe zusammenzuwachsen. In Vorträgen, Workshops und intensiven Gruppengesprächen („Partilhas da vida“- das Leben miteinander teilen) beschäftigten wir uns einerseits mit der brasilianischen Realität, sozialen Bewegungen und den Aufständen in Brasilien, andererseits bot sich durch die Vielfalt der internationalen TeilnehmerInnen die Möglichkeit, auch indische, guatemaltekische, südafrikanische etc. jugendliche Lebenswelten zu bereisen. Bei allen Diskussionen und Inputs fehlte es uns 31 JugendmultiplikatorInnen an einem nicht: der vielfältigen Ausdrucksweise unserer Ideen für „um outro mundo possivel“ (einer anderen besseren Welt) oder ganz einfach unserer Freude am Leben und Beisammensein. Samba traf auf den Zillertaler Hochzeitsmarsch, Abongwes (südafrikanische) Friedenslieder wurden gemischt mit Elderbars kolumbianischen Rhythmen, dynamische indische Tänze von Sagar kombiniert mit Ronans brasilianischem Hip-Hop, Messen und Morgengebete, die indigene, afro-brasilianische, aber auch Taizéelemente enthielten; all das brannte sich in unsere Herzen. Angesichts der sprachlichen Herausforderung war eine eigene, ganz spezielle Intercambio-Sprache natürlich unumgänglich: „Lets vamos essen“, als ein Beispiel, bedurfte keiner Übersetzung.

Highlights

Ein Highlight in den ersten Tagen waren die Kurzbesuche bei der MST (Landlosenbewegung), der Farmacia Popular und der christlichen Basisgemeinde; (brasilianischer) Lebenskampf beschränkt sich nicht auf das Jugendalter! In einer dritten Station, São Paulo, besuchten wir soziale Einrichtungen, wie u.a. ein sehr beeindruckendes Jugendzentrum in der Westzone São Paulos, das durch sehr attraktive Angebote wie kostenfreie Benützung von Computer, Internet, Bibliotheken, ein Aufnahmestudio viel Anklang unter der einheimischen Bevölkerung und auch unserer Gruppe fand. „Wow, so etwas wünsche ich mir auch für Guatemala“, meinte Kike.

São Paulo

São Paulo beeindruckte jedoch auch in anderer Hinsicht – negativ. Im Bus durch São Paulo und in Gesprächen mit BrasilianerInnen wurden wir ZeugInnen der Kehrseite der gegenwärtigen Großereignisse. In der Nähe der für die WM errichteten Fußballstadien versucht man durch den Bau großer Betonmauern, die Sicht auf die Favelas, die Bauten „der Verlierer“ im Vorzeigeland, abzuschotten. Auch vor Umsiedlungen von ganzen Favelas scheut die Regierung nicht, um den Schein einer aufstrebenden Nation zu wahren. „Meine Großtante und ihre Familie mussten ihr Haus verlassen, verloren ihre Arbeitsplätze und ihre Nachbarn“, erzählte Paula, eine brasilianische Teilnehmerin.

Mit dem Bewusstsein dieser Ambivalenzen der Mega-Events erlebten unsere TeilnehmerInnen den anschließenden Weltjugendtag in Rio sehr unterschiedlich.

Mit 1000 Eindrücken, die nicht auf zwei Seiten zu fassen sind, neuen Freundschaften, Geschichten, Erlebnissen, neuer Inspiration und Motivation für den Kampf für eine gerechtere, friedvollere Welt und einer Fülle an Dankbarkeit blicken wir nun zu Hause in Österreich auf diese wunderbare Zeit zurück.

Barbara Karner

kumquat "lol" 4/2013