Was muss ich beachten wenn ich mich mit Kindern online treffe
In der momentanen Ausnahmesituation gibt es auch andere Möglichkeiten als die klassische Gruppenstunden, um sich gemeinsam zu "treffen". Dabei solltest du allerdings ein paar wichtige Punkte beachten.
Eigentlich ist Jungschar ja die klassische Form der nicht-online Kommunikation. Denn persönliche Beziehung - ein Kern der Jungschargruppe - kann am besten im direkten persönlichen Kontakt entstehen. In einer Ausnahmesituation - wie der aufgrund von Corona - muss man aber auch in der Jungschar improvisieren.
Eine Liste jener engagierten Pfarren, in denen Gruppenstunden online durchgeführt werden, findest du hier...
Für Kinder kann der Kontakt zu anderen Kindern und zu dir als Gruppenleiter/in in einer Jungscharstunde, auch wenn sie nur online passsiert, eine willkommene Abwechslung und ein wichtiger Austausch sein. Dabei gilt es aber - trotz aller Ausnahmesituation - einiges zu beachten. Wichtig ist es dabei, zunächst darauf zu schauen, dass Kinder die kein eigenes Handy haben möglichst nicht ausgeschlossen werden. Hier kannst du die Eltern bitten, dass sie dem Kind ihr Handy in dieser Zeit zur Verfügung stellen oder dass sie einen Computer (auch unter Aufsicht der Eltern) benützen dürfen. In erster Linie wird das wahrscheinlich jüngere Kinder betreffen.
Der andere Punkt ist, dass Kinder unter 13 Jahren die diversen Messengerprogramme, angefangen von WhatsApp bis zu Skype - eigentlich nicht benützen dürfen. Je nach Kind und Alter ist das in jeder Familie anders geregelt. Informiere daher - wenn möglich - die Eltern über deine Onlineaktivitäten mit den Jungscharkindern. Was ihr dann online macht, bleibt euch überlassen. Wichtig ist, dass Zeit zum gegenseitigen Austausch ist, ihr aber auch gemeinsam etwas machen könnt. Dafür gibt es nachstehend ein paar Tipps.
Vorbereitung
Es ist wichtig, im Vorhinein mit den Eltern über den Ablauf der Online Gruppenstunde zu kommunizieren, um vor allem organisatorische Rahmenbedingungen abzuklären. Haben alle die nötige Ausstattung? Welcher Kommunikationsweg ist am Sinnvollsten, nimmt man WhatsApp Videoanruf oder schreibt man in Gruppen, verwendet man Skype, Zoom oder etwas anderes?
Rechnet damit, dass nicht gleich Alles auf Anhieb klappt und plant genügend Zeit zum Testen ein. Je nach Alter der Kinder, kann es sinnvoll sein, am Vorabend mit den Eltern oder den zu dem Zeitpunkt betreuenden Personen einen Probelauf zu starten oder das Gespräch gemeinsam starten.
Eine vorgefertigte Information für die Eltern findest du hier: Muster-Elternnachricht für Onlinegruppenstunden
Online zu kommunizieren funktioniert anders
Obwohl ihr heutzutage viele Möglichkeiten habt, unterscheidet sich diese Kommunikation doch wesentlich von der direkten Kommunikation mit einer Gruppe in einem Raum. Ihr solltet vor allem darauf aufpassen, dass die Gespräche gut moderiert sind und alle zu Wort kommen. Am besten nehmt ihr euch am Anfang Zeit und besprecht Gruppenregeln für diese Zeit. Einen Vorschlag dafür haben wir hier:
Regeln für gemeinsame online Gruppenstunden/-treffen
- Wir klären vorab mit unseren Gruppenleiter/innen und Eltern, dass, wann und wie lange wir miteinander reden wollen (z.B eine Stunde). Wenn es allen sehr gut gefällt, könnt ihr eventuell einen zweiten Termin pro Woche ausmachen.
- Wir schauen, dass wir an einen ruhigen Ort gehen, oder alle Geräusche im Hintergrund so leise wie möglich sind.
- Wir schalten alle Ablenkungen wie Fernseher, Radio, Musik,... aus, um uns auf das Gespräch zu konzentrieren.
- Wir reden nicht gleichzeitig, sondern nacheinander.
- Wenn wir etwas sagen wollen, zeigen wir auf und warten bis wir dran kommen.
- Wir achten darauf, dass alle, die etwas sagen möchten, zu Wort kommen.
- Wir konzentrieren uns auf unsere gemeinsame Online-Aktivität und machen nichts anderes nebenbei.
Skype und andere Programme bieten mehr Möglichkeiten, als nur miteinander zu plaudern: ihr könnt
- Bildschirm teilen, damit ihr den Kindern Dinge zeigen könnt.
- Umfragen erstellen.
- Dateien schicken.
- Chatten und Videotelefonie kombinieren.
Die ersten konkreten Vorschläge für Online-Jungscharspiele und ein gemeinsames Singen & Musizieren findest du hier:
Treffen mit Kindern ist anders als ein Treffen mit Freund/innen
Dass eine Gruppenstunde etwas anderes ist, als ein Treffen mit deinen Freund/innen, weißt du. Diesen Unterschied gibt es auch in der Online-Kommunikation. Als Gruppenleiter/in kommen dir auch online andere Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu. Die vorher angesprochenen Gesprächsregeln mit den Kindern aufzustellen und immer wieder an ihre Einhaltung zu erinnern, beispielsweise. Aber auch dafür zu sorgen, dass möglichst kein Kind ausgeschlossen oder ausgelacht wird.
Bei Online-Gruppenstunden kann das zum Beispiel heißen, dass ihr vorher thematisiert, dass man bei Video-Übertragungen auch den Hintergrund sieht. Was steht da herum? Welche Bilder sind zu sehen? Sieht man vielleicht, dass das Kind kein eigenes Zimmer hat, die Wohnung sehr klein, finster etc. ist?
Video-Übertragungen aus den eigenen vier Wänden sind etwas sehr privates und können auch Verletzlichkeit erzeugen. Um dem im Vorfeld etwas vorzubeugen, kannst du den Kindern zum Beispiel Tipps geben wie "Such dir als Hintergrund heute eine Wand, wo möglichst wenig hängt" oder ihr könnt gemeinsam die verschiedenen Tools der Video-Chat Dienste wie Skype oder Zoom ausprobieren, die den Hintergrund in einem Video wahlweise verschwommen erscheinen lassen oder durch ein selbst gewähltes Bild bzw. eine Landschaft ersetzen. Wer möchte in Zeiten wie diesen denn nicht auf einem einsamen Sandstrand sitzen? ;-)
Online-Gruppenstunden können eine tolle Möglichkeit sein, die geknüpften Beziehungen in der Gruppe aufrecht zu erhalten. Es kann aber auch sein, dass es Kinder gibt, die nicht daran teilnehmen können. Weil ihnen keine Geräte zur Verfügung stehen, weil sie niemanden haben, der die Geräte mit ihnen bedienen kann oder weil sie untertags nicht zuhause betreut werden, da ihre Eltern oder betreuenden Personen einen Job haben, der Anwesenheit am Arbeitsplatz (Supermarkt, Krankenhaus etc.) erfordert. Versuch auch diese Kinder in die Aktivitäten miteinzubeziehen. Vielleicht wohnen viele Kinder im selben Wohnbau und können sich so zum Singen am Fenster treffen. Oder euch fällt noch eine andere Möglichkeit ein, die Kontaktaufnahme ohne physischen Kontakt ermöglicht. Wichtig ist, dass gerade diese Kinder, die vielleicht ohnehin gerade sehr wenig Kontakte haben, nicht auch noch das soziale Netz "Jungschargruppe" verlieren, weil sie schlicht und einfach vergessen werden.
Ein letzter Punkt, der uns in unserer üblichen Arbeit mit Kindern stets präsent ist und auch im Internet gilt, ist jener der exklusiven Beziehungen. Wir wollen keine exklusiven Beziehungen zu Kindern pflegen, weder in der "physischen Welt", noch digital. Die Treffen, die es mit den Kindern online gibt, sollen daher in der Gruppe stattfinden und keine Video-Chats zu zweit sein. Es ist auch hier wichtig, dass du den Kindern transparent machst, dass eure Online-Treffen die gleiche Beziehungs-Qualität haben wie die Gruppenstunden in der Pfarre, und klar auch deine Grenzen kommunizierst.