Möglichkeiten für entwicklungspolitische Arbeit in der Pfarre - auch abseits der Sternsingeraktion


"Die Jungschar hat die Vision von einer lebenswerten Welt, in der für alle Menschen gleichermaßen Platz ist, unabhängig von Hautfarbe, Religion oder ethnischer Zugehörigkeit. Die Fülle des Lebens, die Gott den Menschen zugesagt hat, gilt für alle Menschen dieser Erde. Unser Christ-Sein fordert uns deshalb heraus, Solidarität mit allen Menschen zu zeigen und für jene Menschen einzutreten, die in Unrechtssituationen leben." (aus "In der Mitte sind die Kinder" Handbuch Jungschararbeit, S. 191)

Diesen Absatz findet man im Jungschar-Handbuch unter der Überschrift "Jungschar ist Hilfe getragen von Kindern". Nur… was heißt das konkret, "Solidarität zeigen"? Wie kann das ausschauen, "für Menschen einzutreten"? Wie kann man die "Vision von einer lebenswerten Welt" auch anderen Menschen in der Pfarre näher bringen? Auf den dieser Seite wollen wir dir mit einigen konkreten Tipps, Antworten auf diese Fragen geben.

Weltige Gruppenstundenmodelle

In der Jungschar oder Ministrant/innen-Stunde ist ein idealer Raum, mit dem Kindern auch einmal über den Tellerrand zu blicken und sich mit so genannten "weltigen" Themen auseinanderzusetzen. Von Kinderarbeit über Klimagerechtigkeit zu Bergbau, von Alltagsleben in Ghana über philippinische Kinderspiele zu Abenteuer der Ureiwohner/innen von Brasilien. Eine Vielzahl an Modellen findest du auf der Jungschar-Homepage im Bereich "Modelle".

Mit Menschen aus anderen Kulturen zusammentreffen

Von Kindheit an begleiten uns Vorurteile gegenüber Menschen aus fremden Kulturen und Ländern. Die Informationen werden gewollt und ungewollt vermittelt und prägen bereits Kinder im Vorschulalter. Sogar engagierte Erwachsene geben zu, dass sie im Kontakt mit z.B. Afrikaner/innen befangen und unsicher sind.

Auch in deiner unmittelbaren Umgebung leben Menschen, die dir fremd sind, du kannst Kontakt mit Flüchtlingen, Kulturvereinen von Minderheiten etc. aufnehmen. Jemanden in die Gruppenleiter/innen-Runde, Kindergruppe oder Pfarre einzuladen ist eine gute Möglichkeit, Vorurteile gegenüber Menschen fremder Kulturen abzubauen. Die Begegnung, das näher Kennen lernen und Möglichkeiten des Zusammenlebens sind Ziele solcher Begegnungen. Gerade wenn es sich bei dem Besuch um Menschen handelt, die in entwicklungspolitischen Projekten im Süden mitarbeiten, ist es oft sehr spannend und auch motivierend, sich darüber auszutauschen, wie man sich eine bessere Welt vorstellt und sich auch die Frage zu stellen, wie Schritte in diese Richtung ausschauen könnten.

Lade aber niemanden einfach so ein. Das Interesse an der Person muss darüber hinausgehen, diese nur "anzuschauen". Bereitet euch auf den Besuch vor, indem ihr eure Erwartungen an den Gast klärt, und überlegt, was ihr gerne wissen möchtet, welche persönlichen Fragen ihr an ihn/sie habt. Es ist auch gut und wichtig, genügend Zeit für so einen Besuch einzuplanen.
Jedes Jahr im Herbst kommen Projektpartner/innen der Dreikönigsaktion nach Österreich. Im Zuge dieser Besuche gibt es auch für Pfarren, Gruppenleiter/innen-Runden und Jungschargruppen die Möglichkeit, ein Stück fremder Lebensrealität in die Pfarre zu holen. Wenn du Interesse hast, eine/n der beiden Besucher/innen zu einer Veranstaltung in deine Pfarre einzuladen, melde dich bis Ende September im Jungscharbüro unter 01/51 552 3396. Dort gibt es dann auch alle näheren Informationen.

Einen Welt-Bazar veranstalten

Es ist eine gute und relativ einfache Möglichkeit, in der Pfarre einen Welt-Bazar zu organisieren. Du kannst so einen Bazar gemeinsam mit Gruppenleiter/innen, Erwachsenen oder mit älteren Jungscharkindern machen. Ziel sollte dabei sein, ausführlich über die Produkte zu informieren und auf die Probleme des Welthandels hinzuweisen, damit eure "Kund/innen" selbst auch in Zukunft bewusster einkaufen gehen.

Die Produkte für den Bazar stellt dir die EZA direkt oder ein Weltladen in deiner Nähe zur Verfügung. Du kannst vereinbaren, dass du das, was nicht verkauft wird, zurückbringen kannst. Zusätzlich zu den Waren bekommst du auch Informationen über deren Herkunft.

Achtet darauf, dass die Information über die angebotenen Produkte nicht zu kurz kommt. Ihr könnt z.B. eine Verkostung von Kaffeesorten oder ein Probekochen mit fremdländischen Gewürzen veranstalten und dabei ausführlich über die Herkunft, Verarbeitung und Vermarktung informieren. Videos, Diaserien und Broschüren, die ihr im Jungscharbüro oder direkt bei der EZA ausborgen könnt helfen dabei.
Ladet die Geschäftsleute aus der näheren Umgebung zu einer Diskussionsveranstaltung im Rahmen des Bazars ein. Vielleicht könnt ihr sie davon überzeugen, Produkte, die mit dem "TransFair-Gütesiegel" ausgezeichnet wurden, in ihr Sortiment aufzunehmen.

Wenn ihr vorhabt, den Fairen Handel in der Pfarre noch weiter zu unterstützen, könnt ihr auch überlegen, ein ständiges "EZA-Kastl" einzurichten, bei dem man z.B. an jedem ersten Sonntag im Monat nach der Messe Produkte aus dem fairen Handel einkaufen kann. Am Jungscharlager werden auch eine Menge Lebensmittel eingekauft und ein großer Teil davon könnte man auch aus dem Fairen Handel beziehen (Reis, Kakao, Schokolade, Tee,…). Hier findest du einen Artikel zum Thema "Faires Lager". Dort haben wir uns ausgerechnet, wie viel es mehr kostet diese Produkte durch fair gehandelte zu ersetzen. Du wirst staunen, es ist weniger als man denkt!

Kampagnen unterstützen

Viele Probleme und Ungerechtigkeiten sind zu wenig oder nur ungenau bekannt. Vieles wird erst dann geändert, wenn sich die Öffentlichkeit dafür interessiert. Beispiele dafür, dass sich mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen etwas bewegen lässt, sind vielfältig. Amnesty International hat über Postkartenaktionen und Berichte politische Gefangene in aller Welt frei bekommen. Diese und ähnliche Initiativen zeigen, dass man etwas bewegen kann, wenn man mit Informationen an die Öffentlichkeit geht und viele Leute mobilisieren kann, das jeweilige Anliegen mitzutragen.

Unterschriften-, Postkarten- oder Boykottaktionen leben davon, dass möglichst viele Menschen sich beteiligen. Bei Problemstellungen, die dir persönlich als sehr wichtig erscheinen, wirst du dich wahrscheinlich mehr engagieren: Die Gruppenleiter/innen-Rrunde ist eine gute Möglichkeit, um die Ideen vorzubringen. Das ist besonders dann wichtig, wenn du möchtest, dass das Anliegen von der Jungschar in der Pfarre getragen wird.

Mit öffentlichen Ständen kann man eine Kampagne gut bekannt machen. Solltet ihr einen Stand am Kirchenplatz planen, sprich unbedingt mit dem Pfarrer bzw. Pfarrgemeinderat darüber und hole eine Erlaubnis ein. An öffentlichen Plätzen braucht man eine Genehmigung. Die Jungschar beteiligt sich immer wieder österreichweit an einzelnen Kampagnen. Wir unterstützen euch gerne, wenn ihr im Rahmen einer derartigen Kampagne eine eigene Veranstaltung in der Pfarre oder im Dekanat durchführen möchtet.

Es handelt sich bei "Dritte-Welt"-Themen meist um komplexe Themen. Es ist gut, sich gewisse Grundinformationen zu beschaffen, um sich selbst einen Überblick zu verschaffen und nicht falsche Informationen zu vermitteln, gerade wenn man vor hat, eine Kampagne zu unterstützen. So kannst du auch besser auf Fragen von Kindern oder anderen Mitgliedern der Pfarre eingehen. Ihr könntet in der Pfarre eine "Dritte-Welt"-Mappe anlegen, in der ihr Zeitungsartikel, Fotos und ähnliches sammelt. Ihr könnt auch wöchentlich oder monatlich einen der gesammelten Artikel auf einer Pinnwand in der Pfarre oder im Schaukasten aufhängen, um Interessantes einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Eine Partnerschaft mit einem Projekt der Dreikönigsaktion

Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar arbeitet schon seit 1955 im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Jährlich werden an die 500 Projekte in Ländern Lateinamerikas, Asiens und Afrikas unterstützt. Doch eine Projektpartnerschaft bedeutet nicht nur Geld zu geben, sondern auch regen Austausch und den Versuch, auch zwischen den einzelnen Projekten Netzwerke zu fördern. Die Dreikönigsaktion hat im Laufe der Jahre auch sehr viel von ihren Projektpartner/innen gelernt, aufgrund von Reisen und Besuchen sind neue Perspektiven und Ideen entstanden…

Es gibt für Pfarren, Gruppen und auch Privatpersonen die Möglichkeit (abgesehen von der Sternsingeraktion) noch einzelne selbst ausgewählte Projekte der Dreikönigsaktion zu unterstützen. Mit dem Programm "Partner/in unter gutem Stern" kann man Spenden einem einzelnen Projekt zu Gute kommen lassen.

Möglichkeiten, Geld für so ein Projekt zu sammeln gibt es viele: der Erlös eines Pfarrcafés, ein Spendenaufruf bei einem Pfarrfest, im Rahmen eines Projekts der Firmvobereitung (wo es eine Vielzhal an Modellen gibt - man spart sich also viel Vorbereitungsarbeit!), die Spenden, die bei einem Caritativ-Punsch in der Adventzeit zusammengekommen sind,… Wichtig ist dabei, dass ausreichend Informationen zu dem ausgewählten Projekt aufliegen.

Wenn ihr vorhabt ein Projekt zu unterstützen, dann meldet euch im Jungscharbüro, wir schicken euch dann eine Liste mit Projekten zu, aus denen ihr euch eines aussuchen könnt. Ihr bekommt dann auch jede Menge Informationsmaterial zu dem jeweiligen Projekt, mit dem man dann z.B. eine kleine Ausstellung gestalten kann, um die Menschen der Pfarre zu informieren. Ihr bekommt dann im Laufe der Zeit auch immer wieder kurze Berichte, wie es dem Projekt gerade geht und was sich getan hat.

Die Pfarrzeitung nutzen

Die Pfarrzeitung kann gut genutzt werden um auf entwicklungspolitische Themen hinzuweisen. Eine gute Gelegenheit ist natürlich die Sternsingeraktion. Vorschläge für Artikel für die Pfarrzeitung gibt es jedes Jahr auf der DKA-Homepage.

Auch unter dem Jahr bieten sich immer wieder Themen an, die im Pfarrblatt veröffentlicht werden können. Wenn ihr zum Beispiel eine Kampagne plant, kann im Pfarrblatt ein Hintergrundartikel zu dem Thema abgedruckt werden. Wenn ihr ein "Partner/in unter Gutem Stern"-Projekt unterstützt, dann ist auch die Pfarrzeitung ein guter Ort um die Gemeindemitglieder um Spenden zu bitten und über die Art und Situation des Projektes zu informieren.