Meine Rolle als Gruppenleiter/in

Gruppe leiten – alles neu?

Vielleicht warst du vor kurzem selbst noch Mitglied in einer Jungschar- oder Mini-Gruppe, bevor du dich entschieden hast, Gruppenleiter/in zu werden. Sicher bist du aber Mitglied in gleich mehreren Gruppen: Schulklasse, Freundeskreis, … Wir alle sind es gewohnt, in verschiedenen Lebensbereichen Teil einer Gruppe zu sein. Trotzdem ist es gar nicht so leicht, sich an die neue Rolle als Leiter/in einer Gruppe zu gewöhnen.

Als Gruppenleiter/in deiner Kindergruppe hast du nämlich eine besondere Aufgabe. Einerseits bist du Teil dieser Gruppe. Das bedeutet, dass du bei den Spielen genauso mitspielst, dich einbringst,… Auf der anderen Seite hast du auch ganz bestimmte Aufgaben wahr zu nehmen, die wichtig für das Gelingen der Gruppe sind.

  • Du bereitest vor, was ihr in der Gruppenstunde machen könnt.
  • Du hast dafür Sorge zu tragen, dass die Kinder in deiner Gruppe gut miteinander umgehen und gemeinsam ausgemachte „Gruppenregeln“ eingehalten werden.
  • Du achtest darauf, dass die Ideen und Anliegen aller Kinder berücksichtigt werden.
  • Du interessierst dich für alle Kinder gleichermaßen.
  • Du bist Anlaufstelle, wenn Kinder Trost und Hilfe brauchen.
  • Du bemühst dich darum, dass sich alle Kinder in deiner Gruppe wohl fühlen können.

Leiten kann also im Sinn von „begleiten“ verstanden werden. Die Personen, die ich begleite, sind mir nicht wurscht, ihr Wohlergehen ist mir wichtig und das möchte ich ihnen auch zeigen. Wenn ich jemanden begleite, dann versuche ich, diesem Menschen Stütze und Orientierung zu sein, aber anders als beim „Führen“ gebe ich nicht eine einzige Richtung vor, in die es gehen muss, sondern beteilige alle Gruppenmitglieder an Entscheidungsprozessen.

Du bist Vorbild

Bei allem, was du mit deinen Kindern tust, werden sie sich ein Vorbild an dir nehmen. Du bist für sie etwas zwischen „gleichaltrigen Freund/innen“ und „erwachsen“. Sie werden dich manchmal mehr und manchmal weniger in ihre Geheimnisse einweihen, dir ihre Sorgen berichten und dich an ihrem Spaß teilhaben lassen. Kinder sollen in Jungschar-Gruppenstunden erfahren, dass sie mitreden dürfen, wenn es um ihre Belange geht, erfahren, dass sie ernst genommen werden und dass Konflikte auf eine für alle Beteiligten annehmbare Weise geregelt werden können. Wichtig ist jedoch auch, Kindern nichts vorzumachen, Gruppenleiter/innen sollen keine perfekte Menschen sein. Es ist gut zu wissen, dass man Fehler machen darf, es ist okay zu sagen, dass du bestimmte Spiele nicht spielen magst, wenn du findest, dass sie der Gruppe nicht gut tun! Kinder vertragen auch ganz gut ein Nein und können Grenzen auch akzeptieren, wenn ihnen diese erklärt und begründet werden.

Deine Gruppe verändert sich

Eine Gruppe ist nicht immer gleich. Sie entwickelt sich, sie bewegt sich – und sie durchläuft dabei verschiedene Phasen. Die einzelnen Phasen sind nicht immer deutlich voneinander abzugrenzen – sie laufen auch selten genau der Reihe nach ab. Gerade in Jungschar- oder Ministrant/innengruppen ist so eine Entwicklung oft nicht so einfach nachzuzeichnen, da die Kinder freiwillig und auch unregelmäßig kommen (neue Kinder kommen dazu,…) und die Gruppen daher auch anders aussehen als z.B. eine Schulklasse.

Zu Beginn ihres Gruppenlebens ist – salopp gesagt - jede Gruppe ein „Haufen“. Die Gruppenmitglieder kennen einander noch nicht (oder aus einem ganz anderen Umfeld, z.B. der Schule) – vieles ist für die Kinder neu. Die Reaktionen können von schüchtern, aufmerksam gespannt, herumwieselnd, laut bis völlig überdreht sein. Alle diese Verhaltensweisen haben damit zu tun, dass die Kinder versuchen, sich zu orientieren.

Deine Aufgabe als Gruppenleiter/in wird es in dieser Phase besonders sein, den Kindern einen Rahmen zu bieten, der Sicherheit vermittelt. In dieser Situation erwarten sich die Kinder von dir, dass du als Leiter/in der Gruppe auftrittst. Einerseits kannst du bewusst Gruppennormen einführen, die du für wichtig erachtest: z.B. „Wir tun einander nicht weh!“ Andererseits erwarten sich die Kinder wenn z.B. im ersten Monat nur Fußball gespielt wurde, dass in den Gruppenstunden immer Fußball gespielt wird. Je mehr sich solche Gruppennormen verfestigt haben, umso schwieriger wird es, sie zu ändern.

In einer weiteren Phase kennen einander die Gruppenmitglieder schon ganz gut, sie wissen, wer was gerne oder ungern tut, wie die anderen in bestimmten Situationen reagieren und es haben sich einige Regeln im Miteinander-Umgehen etabliert. Bekannte Gesichter und Regeln geben Sicherheit und werden gerade jetzt auch ungern verändert. Das ist auch eine mögliche Tücke dieser Phase, die du als Gruppenleiter/in im Auge haben solltest: Das Gefühl, sich als "wir" vertraut und sicher zu fühlen, geht in dieser Phase oft auf Kosten unterschiedlicher Meinungen und Wünsche einzelner Gruppenmitglieder.

Deine Aufgabe kann es in dieser Zeit sein, der Gruppe langsam und immer wieder zu vermitteln, dass ihr noch immer eine gemeinsame Gruppe seid, auch wenn jemand nicht mitspielen will, eine andere Meinung hat oder wenn ein neues Kind zur Gruppe dazukommen will.

Nach den Gemeinsamkeiten kommt die Phase, wo die unterschiedlichen Meinungen und Wünsche der Gruppenmitglieder deutlich werden. Weil die Gruppe nicht mehr glaubt "daran zu zerbrechen", wenn offensichtlich wird, dass nicht alles harmonisch ist und alle einander ähnlich sind, ist es jetzt auch möglich, neue Seiten an anderen kennen zu lernen und sich mit seinen – unterschiedlichen - Fähigkeiten einzubringen.

Eine Gruppe übernehmen

Wenn du eine bestehende Gruppe übernimmst, ist das auch für die Kinder eine große Umstellung. Vielleicht gibt es Dinge, die du gerne ändern möchtest. Wichtig ist, dass du Gewohntes nicht von heute auf morgen umkrempeln möchtest, sondern dir und den Kindern Zeit lässt. Ihr könnt gemeinsam überlegen, welche Rahmenbedingungen bzw. Regeln ihr miteinander neu ausverhandeln möchtet.
Bei aller großen Unsicherheit, die bei den Kindern aufkommen kann, ist ein Gruppenleiter/innen-Wechsel aber auch eine Chance: Nämlich unliebsame Gegebenheiten abzulegen und einen Neubeginn zu starten.

Höhen – Tiefen – Alternativen

Auch wenn deine Gruppe sich einmal eingespielt hat, wirst du feststellen, dass es nicht immer gleich gut laufen kann. So kann etwa die Zahl der Kinder von Woche zu Woche sehr unterschiedlich sein. Es ist auch okay, wenn ein Kind nicht jede Woche kommt, das hat nicht unbedingt mit dir oder dem Gruppenstundenprogramm zu tun. Kinder sind sehr vielfältig gefordert und sind oft gezwungen, schulischen oder anderen freizeitlichen Verpflichtungen den Vorrang zu geben. Trotzdem ist es gut anzurufen und nachzufragen, wenn ein Kind einige Male nicht zur Gruppenstunde gekommen ist. Damit zeigst du, dass dir das Kind wichtig ist und eben auch „abgeht“.

Bei der Gestaltung der Gruppenstunde ist es wichtig, dass du Abwechslung hineinbringst, denn nicht alle Kinder interessieren sich immer für das Gleiche. Es ist daher wichtig, dass sowohl die Themen als auch die Tätigkeiten unterschiedlich sind, damit den Kindern nicht langweilig wird und für alle etwas dabei ist. Immer nur Plakate machen kann ebenso fad sein, wie immer das gleiche Spiel zu spielen. Du wirst sicher bald herausfinden, was deine Kinder sehr gerne machen, welche Themen sie gerade interessieren und was ihnen eher weniger Spaß macht.

Es ist wichtig, die Anliegen der Kinder bei der Vorbereitung der Gruppenstunden zu berücksichtigen und sie mitentscheiden zu lassen, was ihr macht. Das heißt einerseits, ein offenes Ohr zu haben für die Wünsche und Vorschläge, die sie äußern: wenn sie ein Spiel vorschlagen oder Ideen für Regelerweiterungen haben, wenn sie einen Ausflug machen wollen oder eine Gruppenstunde zu einem bestimmten Thema. Auf der anderen Seite solltest du ihre Mitbestimmung auch aktiv ermöglichen, zum Beispiel indem ihr am Beginn eines Jungscharjahres gemeinsam überlegt, was ihr in den nächsten Monaten machen wollt.

Wenn man eine Gruppe leitet, können manche Momente oder Situationen ganz schön schwierig sein. Dann ist es gut, sich Unterstützung von außen zu holen: vielleicht gibt es andere Gruppenleiter/innen in deiner Pfarre, mit denen du dich beraten kannst, oder du meldest dich einfach im Jungscharbüro. Vor allem aber ist es aber eine schöne und bereichernde Aufgabe, die viel Spaß macht!