Besuch aus Brasilien!

Ein Bericht über den Austausch vom 22. Juli bis 16. August 2011

Gemeinsam unterwegs…

 

Alessandra, Bruna, Elen, Graça, Janaina, Lucas, Ronan, Waldeir - das waren “unsere” 8 Brasilianer/innen aus der Casa da Juven­tude in Goiania, Brasilien, die wir für etwas mehr als 3 Wochen nach Österreich für den LernEinsatz einladen durften. LernEinsatz, das bedeutet einerseits für die Besucher/innen einen Einblick in ein fremdes Land zu bekommen, in dessen Kultur, Bräuche, Geschichte, Politik und aktuellen Problemstellungen - aber es bedeutet auch, eine Bereicherung für die Gastgeber/innen, die dadurch eine fremde Kultur kennen und spüren lernen können, ohne das eigene Land zu verlassen. So gestaltete sich das Programm des LernEinsatzes grob in einerseits intensiven, inhaltsreichen Vorträgen und Ausflügen für das Erarbeiten von Fakten und Realitäten in Österreich und andererseits in Freizeit­aktivitäten und Kultur, um Platz für den zwischenmenschlichen Austausch zu haben. Faszinierend war vor allem auch zu sehen, wie präsent und oft auch sehr laut die „Brasis“ an einem Ort auftraten und dann von allen Beteiligten mit Freude empfangen wurden – egal wo sie hingingen, ob Ankunft am Flughafen, Höhenrausch in Linz, Heim für Asylwerber/innen oder am Lagerfeuer, sie brachten immer ein Stück Freude aus Brasilien mit.

Ankommen und erste Begegnungen in Wien

Die erste Woche gestaltete sich ansonsten anstrengend und intensiv für alle Beteiligten. Einerseits aufgrund des dichten Programms, aber auch wegen des kalt-nassen Wetters, das den sonnenverwöhnten Gästen aus Brasilien etwas zu schaffen machte. Es gab Vorträge zur Geschichte Österreichs von Gerald Fasching­eder mit Spaziergang durch das historische Wien, sowie zu Immigration & Asyl mit Besuch des Don Bosco Flüchtlingswerks und einen Besuch bei LEFÖ, einer Institution für die Begleitung von Migrantinnen. Ein Highlight stellte jedenfalls der vom Welthaus organisierte Tag in der Hainburger Au dar! Nicht nur, dass die gesamte Au bestes Beispiel für Zivilcourage und Mobilisation der Bevölkerung ist, sondern auch, dass wir eine Schlauchboottour auf der Donau unternahmen und danach aktuelle Probleme in Brasilien mit umstrittenen Riesen-Staudammprojekten diskutierten.

Auf in den Süden! Und weiter nach Westen…

Anschließend wurde die gesamte Gruppe mit Zug und Kleinbus nach Graz gebracht, wo erst einmal etwas Kultur und Entspannung auf dem Programm stand. Mit der Zotter-Schokoladenfabrik und der Therme Loipersdorf durften die Hoffnung der Brasilianer/innen nach etwas Ausgleich zu den anstrengenden Tagen in Wien mehr als erfüllt worden sein. Schließlich ging die Reise weiter über den Attersee nach Linz, wo die LernEinsätzler/innen zuerst den Neuen Dom und den “Höhenrausch” besichtigten und dann die Katholische Hochschuljugend Linz trafen. Am nächsten Tag stand die Besichtigung des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen auf dem Programm, die für alle sehr ergreifend und bedrückend wurde. Auch wenn die Brasilianer/innen nicht direkt von der NS-Geschichte betroffen waren, nahmen sie die vielen tragischen und grausamen Schicksale sehr mit.

Anschließend ging es weiter nach Molln in das dortige Alpenvereinhaus, wo es Platz und Zeit für eine Mini-Sommerakademie mit Vorträgen zu Politik, Fairtrade und Ernährungssouveränität gab. Außerdem unternahmen wir trotz Regenwetter eine Wanderung auf den Schoberstein, sowie einen Besuch bei einem lokalen Maultrommelhersteller und einer Jungschargruppe auf der Burg Altpernstein.

Abschließende Tage in Wien

Zurück in Wien stand eine Moscheebesichtigung an der Neuen Donau am Programm, die von allen sehr euphorisch aufgenommen wurde, vor allem aufgrund der charismatischen Frau Baghajati, die durch die Moschee geführt hat. Am Abend gab es dann bereits die Abschlussreflexion, die nochmals den ganzen Intercambio durchdenken und nacherleben ließ und sehr positive Kritik und Rückmeldungen hervorrief. Im Anschluss daran wurde eine ziemlich ansehnliche Party im Veranstaltungssaal der Pfarre Gatterhölzl organisiert, wo nochmals alle Leute, die im Laufe der 3 Wochen mit dem LernEinsatz zu tun hatten zusammengekommen sind und nach einem üppigen Abendessen zur Live-Musik noch einmal bis in die Früh gemeinsam feiern und dem Intercambio noch einen würdigen, brasilianischen Abschluss verleihen konnten.

Gemeinsam erlebt, gemeinsam geschafft!

An dieser Stelle sei nochmal allen gedankt, die an der Umsetzung dieses Lerneinsatzes mitgewirkt haben. Durch ihren Einsatz konnten alle Beteiligten den Lerneinsatz erst richtig erleben und genießen.

Fabian Pollesböck