Wie der Hase zu den Eiern kam...

Verschiedene Osterbräuche

Es ist eigentlich alles ganz einfach: Wenn Ostern naht, legt der Osterhase eine Unmenge von bunten Eiern, hoppelt in der Osternacht durch Berg und Tal und versteckt seine Nester. Was den Osterhasen wohl dazu bewogen hat, seinen früheren Traumjob aufzugeben und ausgerechnet am wichtigsten Feiertag der Christ/innen so viel zu arbeiten?

Der Hase

Noch in der Antike hatte der Hase (damals hieß er natürlich noch nicht Osterhase) eine wesentlich reizvollere Aufgabe: Da galt er nämlich als Fruchtbarkeitssymbol, er war das heilige Tier der Göttin der Liebe, Aphrodite. Auch die Römer/innen und Griech/innen glaubten, dass der Hase bei Unfruchtbarkeit helfen konnte, weil er mehrmals im Jahr Junge bekommt. Aber mit der gleichen Begründung verbot Papst Zacharias Mitte des 8. Jahrhunderts den Verzehr von Hasenfleisch – wer sooft Junge bekommt, musste ja ein „Ausbund von Unzucht“ sein!

Aber was hat das mit Ostern zu tun?! Nun, in der christlichen Tradition wurde dem Hasen eine andere, unerwartete Ehre zuteil: Im 4. Jahrhundert wurde der Hase als Symbol für Wandel und Auferstehung bezeichnet, weil er im Lauf des Jahres die Farbe seines Fells wechselt. Allmählich entwickelte sich dann das „Märchen“ vom Osterhasen, wie wir es heute kennen. Den Gipfel dieser Entwicklung stellt wahrscheinlich die im Jahre 1907 zum Patent angemeldete Erfindung des „lebendigen, eierlegenden Hasen“ dar:
„Zu diesem Zwecke braucht man nur einem lebendigen Haushuhn, das sich gerade zum Eierlegen anschickt, einen Stoffüberzug, der die Form und Gestalt eines Osterhasen hat, überzustülpen. Die Kinder werden sich hiervon täuschen lassen und annehmen, der Osterhase selbst habe die Eier gelegt. Da solchermaßen aber nur weiße Eier gelegt werden können, empfiehlt es sich, am Hintern der Henne ein farbiges Stempelkissen anzubringen (!).“ (zitiert nach: Alfred Läpple, Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums, Augsburg 1996)

Das Ei

Aber warum spielt das Ei im Osterbrauchtum überhaupt so eine zentrale Rolle?
In fast allen Kulturen und Religionen gilt das Ei als Zeichen des Frühlings und des neuen Lebens. In einigen Erzählungen und Mythen entstehen Götter, ja sogar ganze Welten, aus Eiern. Umgelegt auf das, was wir zu Ostern feiern, kann man das Ei als das „verschlossene Grab, aus dem der auferstandene Christus hervorging“ interpretieren.

Im Mittelalter aber gibt es eine ganz praktische Begründung: In der Fastenzeit durften die Christ/innen keine Eier essen. Wie aber sollte man den Hennen klar machen, dass sie zu dieser Zeit keine Eier zu legen brauchten?! So wurde also die Not zur Tugend gemacht und der aufgestaute Eierüberschuss am Ostersonntag feierlich „entsorgt“. Und damit das Ganze auch Spaß machte, ließ man sich lustige Wettbewerbe wie das z.B. das „Oarpeckn“ einfallen.

Das Lamm

Im Gegensatz zum Osterhasen und zum Osterei hat das Osterlamm – heute vor allem im Form von Biskuitbäckerei – seine Wurzeln in der Bibel: Jesus wird in der Bibel des öfteren als „Lamm Gottes“ bezeichnet. Der Glaube, dass ein Lamm die Schuld der Menschen auf sich nehmen kann und diese dadurch „erleichtert“ werden, geht aber schon auf Beduinen im vorchristlichen Orient zurück: Bei ihren traditionellen Riten zu Frühjahrsbeginn wurde ein Lamm als Opfertier geschlachtet. Einem Ziegenbock wurden durch Handauflegung alle Sünden des Volkes aufgehalst, und dann wurde es quasi als „Sündenbock“ in die Wüste geschickt, um den Wüstendämon gnädig zu stimmen.

aus dem Behelf "Fasten- & Osterzeit"